Koloniale Kartoffelgeschichte(n). Interventionen im Garten und im Magen

Kartoffelpflanz-Zeremonie von Daniela Zambrano Almidón
26. April 2025

Die Künstlerin Daniela Zambrano Almidón führte am 26. April 2025 hier im Garten des M.1 eine Zeremonie durch, bei der Blaue Anneliese, Heiderot, Rote Emmalie gepflanzt wurden, das sind verschiedene Sorten von Andenkartoffeln – eine Praxis, die in den Traditionen der Quechua in Peru verwurzelt ist. Das Ritual umfasste Gaben an die Erde, darunter Blumen und Bier, als Zeichen von Dankbarkeit und Respekt.

Begleitet wurde die Pflanzung von einer Lesung der Künstlerin, die die Kolonialgeschichte der Kartoffel und den kolonialen Goldraub in Peru – Abya Yala – miteinander verknüpfte. Sie thematisierte die ausbeuterischen Dynamiken europäischer Kolonialmächte.

Beim Pflanzen entstand ein Moment kultureller Aushandlung: Während die Quechua-Tradition den direkten Kontakt mit der Erde vorsieht, wurden die Kartoffeln hier aufgrund des schotterigen Bodens nach der No-Dig-Methode – ohne Umgraben, unter einer Schicht Heu – gepflanzt.

Ein unerwartetes Ereignis verstärkte die symbolische Bedeutung: Eine Teilnehmerin verlor den goldenen Ring ihrer Großmutter im Heuhaufen – eine Rückkehr zur Erde als poetischer Zufall.