12 April 2017
20 h

Dr. Mabuse, der Spieler

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“Dr. Mabuse, der Spieler” ist ein Stummfilm-Klassiker aus dem Jahre 1922 von Fritz Lang.

(Drehbuch Thea von Harbou nach einem Roman von Norbert Jacques.)

Der Film ist ein als Sensationskrimi aufgemachtes, monumentales Spiegelbild der Zustände in der Weimarer Republik in ersten den Jahren nach dem ersten Weltkrieg – ihrer Halt- und Gesetzlosigkeit, ihrer Nachtlokale, Spielhöllen, Orgien und Exzesse, die Lang zu einem rasant-kolportagehaften Bilderbogen zusammenbaute: Im Mittelpunkt stehen die Machenschaften des Arztes und Psychoanalytikers Dr. Mabuse, der von seiner Praxis aus ein riesiges Berliner Verbrechersyndikat dirigiert. Nachts streift er selbst in wechselnden Verkleidungen durch illegale Spielcasinos und bringt Mitspieler durch Hypnose dazu, hohe Einsätze zu verspielen. Außerdem manipuliert er durch Aktendiebstahl und gezielte Falschinformationen Börsenkurse, ist in Spionagefälle verwickelt, verfügt über Häuser, Autos, Yachten, Nachtclubs, eine eigene Falschgelddruckerei und Schmugglertrupps. All diesen Aktivitäten geht der
Film sorgfältig nach, so dass dabei ein einzigartiges Kaleidoskop aus damaligen Milieu- und Stimmungsbildern entsteht.

Sein Widersacher ist Staatsanwalt von Wenk, Leiter des Spezialdezernats zur Bekämpfung der Spielleidenschaft, der ihn lange nicht überführen kann, ihn aber schließlich, nachdem sogar die Armee die Gaunerzentrale belagert, doch noch stellen und in die Knie
zwingen kann. Die Uraufführung in Berlin 1922 erregte seinerzeit großes Aufsehen, weil man dies Schurken-Melodram als Abbild der im Chaos versinkenden Gegenwart empfand. Später ordneten Cinéasten die Gestalt des machthungrigen Superkriminellen gar als hellsichtige Vorahnung der Nazi-Diktatur ein. Insgesamt also Stummfilm einmal anders, kein Slapstick, sondern die Möglichkeit entlang der eigens für diesen Flm komponierten Begleitmusik von Aljoscha Zimmermann für gut zwei Stunden in ein versunkenes Zeitklima einzutauchen.