23 March 2018
20 h

Jimi & the Fehmarn-Festival

Jimi Hendrix-Film im Filmclub Extra


Mit mehreren Einzelveranstaltungen setzt der Filmclub Extra im M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung seinen Fokus auf regionale Filmereignisse fort: Den Anfang macht am 23. März ein Klassiker des Genres, Jimi und das Fehmarn-Festival von den Filmemachern Rasmus Gerlach, Wolfgang Neitzel und Paul Kulms. 

Der Dokumentarfilm ist eine Annäherung an eine Legende: Am 6. September 1970 stand Jimi Hendrix beim „Love & Peace Open Air Festival“ auf der Südwestspitze von Fehmarn auf der Bühne. Sein letzter Festival-Auftritt überhaupt – keine zwei Wochen später verstarb er überraschend in London –, praktisch der einzige kurze Sonnenstrahl eines ansonsten in Sturm, Regen und Chaos versunkenen Festivals.

Als Ordnungskräfte engagierte, randalierende Rocker belästigten die Besucher. Sie kamen auch in viel größerer Anzahl als angefordert, nahmen die Tageskasse in Besitz, als sich Organisatoren abgesetzt hatten und steckten das Veranstalterzentrum in Brand. Dazu intonierten die dort erstmals auftretenden Berliner Anarcho-Rocker Ton, Steine, Scherben „Macht kaputt, was euch kaputt macht“. Für die einen also bis heute das Wochenende ihres Lebens – für andere ein absoluter Bankrott, die totale Katastrophe.

Viele Jahrzehnte später stellten sich die Dokumentaristen Gerlach, Neitzel und Kulms die Frage: „Was ging eigentlich vor 43 Jahren auf Fehmarn ab?“ Sie trugen sämtliche existierende historische Aufnahmen von 1970 zusammen, darunter auch viel noch nie Veröffentlichtes wie eine 20-minütige Rolle 16mm-Filmmaterial, die auch den Schacht im Bühnenboden dokumentiert, durch den die Organisatoren 1970 den Hendrix-Auftritt mitschnitten. Das „Windy“-Tape wurde von der Fehmarn-Festival-Research-Group klanglich entzerrt und remastered, so dass man es heute wieder versteht, wenn Hendrix sein Publikum ermahnt: „Wenn ihr schon buht, dann bitte in der richtigen Tonart.“
„Zugleich wollen wir damit das von der Presse dämonisierte erste deutsche Open-Air-Rockfestival entmystifizieren“, so Filmer Kulms. Künstlerinnen und Besucherinnen, die damals dabei waren, erinnern sich mit strahlenden Augen an dieses besondere Wochenende. Und überraschende Details kommen zutage: Etwa dass das Festival ohne Sponsoring und Kartenverkauf durch Beate Uhse (die ihren Söhnen einen Herzenswunsch erfüllte) kaum zustande gekommen wäre, und dass der „verkiffte Hendrix“ bei der Anreise einer Verhaftung durch die Bahnpolizei nur durch die Fürsprache der zufällig mitreisenden früheren Bundespräsidentengattin Wilhelmine Lübke entging.

Der Rückblick lebt von der Frische der Erinnerungen und der Mischung aus Welt-Rock und ostholsteinischem Lokalkolorit. „Nach den drei Tagen“, so die Autoren, „war jedenfalls die Gegend um den Leuchtturm Flügge wüstes Land, inklusive eines einsamen Spanferkels, das wegen des Dauerregens nie fertig gegrillt werden konnte.“

Die Filmemacher werden bei der Vorführung anwesend sein.

Text: Christian Meurer

Termin

Freitag, 23. März 2018
20 Uhr

Veranstaltungsort

M.1 Arthur Boskamp-Stiftung
Breite Straße 18 (Eingang Finnische Allee)
25551 Hohenlockstedt