14. Juni 2020
11–18 Uhr

#CARING - Tag 3

Künstler/innen:

Júlia Souza Ayerbe, Edna Bonhomme, Johanna Bruckner, Teresa Dillon, João Florêncio, Johanna Hedva, Elke Krasny, Maternal Fantasies, Patricia Reed, Yayra Sumah und Joan Tronto

Weitere Beteiligte:

Der dritte und letzte Programmtag lädt die Teilnehmer*innen zu Workshops, Performances und meditativen Care-Ritualen ein, die von Künstler*innen geleitet werden. Diese Akte der Fürsorge hinterfragen – aus unterschiedlichen Perspektiven – vorherrschende, normative Konzepte, Regelungen und Mythen rund um Mutterschaft, Autonomie und Infrastrukturen.

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11-13 Uhr online, mit Anmeldung
Workshop #4: Wer ist von wem abhängig? Ableistische Perspektiven der Autonomie und Abhängigkeit
Mit Júlia Souza Ayerbe
Auf Englisch

Menschen mit Behinderung haben von jeher Mechanismen und Strukturen entworfen, die ihre besonderen Bedürfnisse und Körper respektieren und unterstützen und sich gegen Ableismus* wenden. Aufgrund der Einschränkungen durch Covid-19 versucht die Weltbevölkerung momentan, neue Lebensformen zu ergründen und zu entwickeln, und kann dabei viel von der diversen Community und den Disability Studies lernen. Der Workshop lädt die Teilnehmer*innen dazu ein, ihre Erfahrungen und Perspektiven zu „Autonomie“ und „Abhängigkeit“ auszutauschen. Gemeinsam untersuchen sie, wie unsichtbar das Geflecht der Fürsorge und jene Produktionsketten sind, die die Grundlage des ableistischen Systems bilden. Dabei wird die neoliberale Illusion des „unabhängigen Menschen“ entlarvt, die verletzliche Körper als abhängig, unproduktiv und wertlos stigmatisiert.

*Der englische Begriff Ableismus bezeichnet die Beurteilung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten als behindertenfeindlich; aufgrund des Fehlens bestimmter Fähigkeiten werden sie abgewertet.

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15-15:30 Uhr Livestream auf www.hkw.de/caring
Liebe und Arbeit. Intimität und Isolation. Care und Überleben. Eine Performance zwischen Müttern und Kindern im Zustand des Lockdown Online-Screening einer Performance von Maternal Fantasies
Auf Englisch

Wer kümmert sich um wen und mit welchen Folgen? Das feministische Kunstkollektiv Maternal Fantasies erlaubt den Zuschauer*innen einen Blick in ihre Wohnungen, in denen künstlerisches Schaffen parallel zur Arbeit im Haushalt und Kinderbetreuung stattfindet. Hier werden Haushaltsgegenstände zu Spielzeug, Küchen zu Kulissen. Sorgearbeit und Kindererziehung sind historisch von Geschlechterungleichheit geprägt. Die momentane Situation des „social distancing“ hat diese Ungerechtigkeiten noch verstärkt. Vor diesem Hintergrund versuchen Maternal Fantasies in ihrer Performance „Mütterlichkeit“ (mothering) nicht als eine physische und festgelegte Kategorie oder Identität zu verstehen, sondern als gewidmete Zeit, Aufmerksamkeit, Hegen und Pflegen, Beschützen sowie als unterbrochenen Geisteszustand.
Die Performance kann auf dem New Alphabet School Blog angeschaut werden.

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18-20 Uhr online, mit Anmeldung
Workshop #5: Cleansing the Pipes
Mit Teresa Dillon Auf Englisch

Rohre, Pipelines, Leitungen, Faserkabelanschlüsse, Tiefsee-Kommunikationsketten mit sich verzweigenden Übertragungswegen, koloniale Rohrleitungen: Sie umspannen unseren Planeten. Diese Infrastrukturen helfen dabei, sich auszutauschen und zu kommunizieren. Doch welche Geschichten tragen sie in sich? Auf einer imaginären Reise über die Datenautobahnen des Digitalen aktivieren die Teilnehmer*innen kollektive Vorstellungswelten und bemächtigen sich Zauberformeln der Telekommunikation. Diese Reflexionen und das Entwickeln von Visionen werden von Teresa Dillon angeleitet, gefolgt von einer Gruppendiskussion über die Geschichte des Internets, seinen ökologischen und kolonialen Fußabdruck und den Preis seines Fortbestehens. Warum ist es nötig, sich um die Umweltkosten des Internets Gedanken zu machen? Können sie durch vielfältige Anwendungen ausgeglichen werden – etwa durch Formen der Fürsorge, die in Zeiten enormer Einschränkungen, Isolierung und physischer Distanz im Internet aufleben?

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Auf dem New Alphabet School blog sind weitere künstlerische, aktivistische und schriftliche Beiträge zu finden.
Darunter auch der interdisziplinäre Briefwechsel Letters to Joan, dieser vereint verschiedene Perspektiven von Künstler*inen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen in Bezug auf den Care Diskurs in Zeiten der Pandemie. Die Einladung, diese Briefe an Joan Tronto zu schreiben, eine Hauptvertreterin verschiedener Konzepte und Theorien zu Care, bietet einen losen Rahmen, innerhalb dessen sich die Beitragenden von ihrer eigenen Praxis und Identität aus positioniert haben.

Mit Texten von Edna Bonhomme, Johanna Bruckner, Teresa Dillon, João Florêncio, Johanna Hedva, Elke Krasny, Patricia Reed, Yayra Sumah und Joan Tronto.