13. Juni 2020
10–21 Uhr

#CARING - Tag 2

Künstler/innen:

Edna Bonhomme, Edna Bonhomme, Loren Britton, Johanna Bruckner, Teresa Dillon, Andreas Doepke, João Florêncio, Johanna Hedva, Elke Krasny, Henry Lyonga, Romi Morrison, Helen Pritchard, Patricia Reed, Eric Snodgrass, Yayra Sumah und Joan Tronto

Weitere Beteiligte:

Workshops und Filme eröffnen Gespräche über die Begrifflichkeiten, Potenziale und Spannungen, die im Bereich der Fürsorge inbegriffen sind – vom ländlich-urbanen Spannungsfeld bis hin zu queer-feministischen, Schwarzen feministischen und postkolonialen Thesen.

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10-12 Uhr online, mit Anmeldung
Workshop #1: Feindseligkeit und die Biopolitik der Fürsorge
Mit Edna Bonhomme
Auf Englisch

Wann betrachtet sich eine Person selbst als krank und wie prägen (post)koloniale und (post)migrantische Überreste die Art und Weise, wie Praktiken der Fürsorge archiviert, erzählt und gesteuert werden? Rassismus in Bezug auf Epidemien bringt nach wie vor sehr ungleiche Ergebnisse hervor und führt dazu, dass einige Menschen krank werden und andere nicht.

Der Workshop untersucht, was Bio-Privileg ist und wie es im Widerstreit mit Politiken der Fürsorge wirkt. Im Bemühen darum, verkürzte und verallgemeinernde Behauptungen über Care zu überwinden, diskutiert der Workshop Feindseligkeit und Fürsorge am Beispiel des aktuellen Coronavirus und anderer Epidemien und versucht offenzulegen, wie die am stärksten marginalisierten Menschen Europas mit Erkrankungen umgehen. Fürsorge ist zentral für queere und feministische Theorien; sie ist allgegenwärtig und zeigt sich darin, wie Menschen durch die Welt gehen, ob sie leben oder lediglich überleben. Der Workshop untersucht, wie die enge Beziehung zwischen Toxizität, Gesundheit und Care dabei helfen kann zu verstehen, wie Menschen heilen.

Materialien des Workshops: Vortrag auf Soundcloud

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13-15 Uhr online, mit Anmeldung
Workshop #2: Agro-zentrisches Denken – Wege zu einer kollektiven biografischen Imagination?
Mit Andreas Doepke, Henry Lyonga N.
Auf Englisch, Deutsche Übersetzung möglich

In diesem dialog-zentrierten Workshop loten die Teilnehmer*innen den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Fürsorgearbeit aus. Kann Landwirtschaft in persönlichen Biografien präsent bleiben, auch wenn ihre Praktiken im Laufe des eigenen Lebens oder bereits vor einigen Generationen aufgegeben wurden? Die die Teilnehmer*innen diskutieren, inwiefern das „Verankertsein“ von Land eine Infrastruktur bildet, die greifbare und nicht greifbare Spuren in uns hinterlässt. Wie können diese Überreste als Ressourcen aktiviert werden, um Verbindungen zwischen Stadt und Land neu zu erfinden? In einem Gespräch untersuchen die die Teilnehmer*innen die Potenziale des Wissens über die Fürsorge für sich selbst, für eine (ländliche) Gemeinschaft, Land, Pflanzen und Tiere. Sei es als eine Art von Nostalgie oder als Verantwortungsgefühl, um Unterkunft, Essen und Zugang zu Bildung zu gewährleisten – die Sorge um Land lässt sich auf viele andere Zusammenhänge übertragen und kann dabei helfen, gemeinsame Formen von Zukunft zu erarbeiten.

Materialien des Workshops: zum Miro-Board mit Notizen, Literaturverweisen und historischen Referenzen

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16-19 Uhr online, mit Anmeldung
Workshop #3: Andere Zukünfte: Träumen mit Orakelpraktiken
Mit Loren Britton, Romi Morrison, Helen Pritchard, Eric Snodgrass
Auf Englisch / Übersetzung ins Deutsche möglich

Der Workshop wendet Methoden der Black Feminist Poet(h)ics an und stellt Fragen zu unserer digitalen Umwelt. In einem angeleiteten Prozess des Kennenlernens, Schreibens, Auswählens, Lesens und Erahnens befragen die Teilnehmer*innen ein Orakel, was es ermöglichen soll, die Welt anders zu denken. Dabei ist das Orakel keine Quelle, aus der man etwas schöpft, sondern eine, mit der man arbeitet. Während des Workshops wird ein Text als Orakel dienen: der Gedichtband M Archive. After the End of the World (2018) von Alexis Pauline Gumbs. Im Reflektieren über die Ethik computergestützter Praktiken bieten die Workshopleiter*innen das Orakel als kritisch-technische Praktik an, da es neue Möglichkeiten und Fantasien der Verantwortung eröffnet, die im Zuge der Automatisierung und Digitalisierung entstehen. Das Orakel verlangt, die Welt auf eine andere Weise zu denken, und führt vor, was Freisein für uns alle bedeuten könnte.

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20-21 Uhr Livestream auf www.hkw.de/caring
Öffentliches Programm: The Book of S of I. Chapter One: Creatures born from Hopelessness
Online-Filmscreening von Malu Blume mit anschließendem Künstler*innengespräch, moderiert von Sascia Bailer
Auf Englisch

Eine andere Welt, Post-Apokalypse. In der Videoarbeit nimmt Malu Blume die Zuschauer*innen mit zurück in die Zukunft: Der erste Teil der Trilogie erscheint wie ein fiebriger Albtraum, der sich zu einem utopischen Traum wandelt. Körper in gemeinsamer Lust beschwören die Geister der Vergangenheit und Zukunft herauf. The Book of S of I ist eine queer-feministische Sci-Fi-Saga über den Wunsch nach Zugehörigkeit, die Kraft gegenseitiger Fürsorge, körperliches Verlangen und die Sehnsucht nach Zärtlichkeit. Das Video entstand in Zusammenarbeit von İpek Hamzaoğlu und Laura Nitsch von HEKATE – Film & Video Collective mit Marwa Abou Hatab, Roya Asaadian, Magdalena Fischer, Camila Rhodi, Sofi Utikal und Rosa Wiesauer.
Der Film kann auf dem New Alphabet School Blog angeschaut werden.

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Auf dem New Alphabet School blog sind weitere künstlerische, aktivistische und schriftliche Beiträge zu finden.
Darunter auch der interdisziplinäre Briefwechsel Letters to Joan, dieser vereint verschiedene Perspektiven von Künstler*inen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen in Bezug auf den Care Diskurs in Zeiten der Pandemie. Die Einladung, diese Briefe an Joan Tronto zu schreiben, eine Hauptvertreterin verschiedener Konzepte und Theorien zu Care, bietet einen losen Rahmen, innerhalb dessen sich die Beitragenden von ihrer eigenen Praxis und Identität aus positioniert haben.

Mit Texten von Edna Bonhomme, Johanna Bruckner, Teresa Dillon, João Florêncio, Johanna Hedva, Elke Krasny, Patricia Reed, Yayra Sumah und Joan Tronto.